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Eine ganz besondere Schule

Die Blindenschule Zollikofen begleitet und fördert Kinder und Jugendliche mit einer Beeinträchtigung, engagiert sich für eine inklusive Gesellschaft – und führt sogar ein eigenes Museum.

Nur ein paar Hundert Meter vom Bahnhof Zolli­kofen weicht die städtische Betriebsamkeit ländlicher Ruhe. Umgeben von alten Bäumen, viel Grün und dem Rauschen des nahen Waldes, wirkt das Schulareal fast wie ein eigener kleiner Kosmos.

Die Gebäude sind funktional und modern, warm und mit viel Holz gestaltet. Es gibt taktile Leitsysteme und reichlich Platz. Die Schule liegt erhöht auf einem kleinen Hügel – bei klarem Wetter sieht man von hier über das Mittelland bis zu den Alpen. Eine Weite und Offenheit, welche viele der Schülerinnen und Schüler zwar nicht sehen, aber hoffentlich spüren.

Mehr als eine Blindenschule

Dass «Zollikofen» mehr ist als eine Blindenschule, zeigen schon die Porträtfotos, die einen beim Eingang begrüssen. «Die Kinder und Jugendlichen sehen nicht, nur wenig oder nehmen anders wahr, viele sind im Autismus-Spektrum oder haben zusätzliche Beeinträchtigungen», sagt Direktorin Carmelina Castellino.

Etwa ein Viertel der rund 110 Schülerinnen und Schüler haben eine Sehbeeinträchtigung oder sind blind, etwa die Hälfte ist mehrfach beeinträchtigt. Dank medizinischem Fortschritt gebe es heute weniger sogenannte Vollblinde, und man denke immer mal wieder über einen neuen Namen nach – bis jetzt, ohne fündig zu werden. Unter Fachleuten spricht man einfach von «Zollikofen». «Mich dünkt, ‹Besondere Schule› trifft es eigentlich recht gut», sagt Castellino und schmunzelt.

Besonders ist zum Beispiel, dass die Kinder und Jugendlichen nicht nur während der obligatorischen Schulzeit begleitet werden. «Wir unterstützen sie ab Geburt und bis ins junge Erwachsenenalter», sagt Castellino. Schon im Vorschulalter werden Kinder mit der Erziehungsberatung abgeklärt. Je nachdem besucht das Kind am Wohnort die Regelschule und bekommt aus Zolli­kofen die nötige Unterstützung – bis hin zu einer Vollassistenz. Rund 300 Kinder zählen auf diesen Support.

Individuelle und umfassende Begleitung

Ist eine Integration nicht möglich, geht das Kind in Zollikofen zur Schule – vorübergehend oder dauerhaft. Rund ein Viertel der Schülerinnen und Schüler leben unter der Woche in einer von vier Wohngruppen auf dem Campus. Nach der obligatorischen Schulzeit erleichtern Aussen-WGs in Zollikofen den Schritt in ein eigenständiges Leben – begleitet, aber mit viel Eigenverant­wortung.

Alle Angebote – von der heilpädagogischen Früh­erziehung über die Tagesschule bis zum betreuten Wohnen – orientieren sich am Lehrplan 21 und werden durch spezifische Hilfsmittel wie Braillezeilen, Sprachsoftware und taktilen Unterricht ergänzt. Kleine Klassen mit vier bis sieben Lernenden ermöglichen eine gezielte individuelle Förderung.

260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind für die von einer Stiftung getragene Institution tätig. Finanziert durch kantonale Beiträge und unterstützt durch Spenden, lebt diese von vielfältiger Förderung – und für vielfältige Förderung. Castellino, welche die Schule seit fünf Jahren leitet, betont: «Vielfalt als Stärke, eine familiäre Atmosphäre, kurze Wege, viele Gestaltungsmöglichkeiten, sinnstiftende Tätigkeiten – das macht uns aus.»

Von der Blindenanstalt zum Campus mit Museum

Die Vorgängerin dieser modernen Schule, die Privat-Blindenanstalt Bern, wurde 1837 gegründet. Im Laufe ihrer fast 190-jährigen Geschichte zügelte die älteste Blindenschule der Schweiz mehrmals: von der Berner Speichergasse ins Schloss Köniz, später in das ehemalige Hotel Faulenseebad in Spiez und 1961 schliesslich in das neu erstellte Schulgebäude in Zollikofen.

Seither hat sich die Schule zum Kompetenzzentrum für besonderen Förderbedarf und für Sehförderung weiterentwickelt. So ist die Blindenschule heute nicht nur mehr als eine Schule für Blinde, sondern auch mehr als «nur» eine Schule: Ein Highlight auf dem Campus ist das Schweizerische Blindenmuseum. Sein Name – «anders sehen» – ist Programm: Ausgezeichnet vom Europäischen Museums Forum, gewährt es einen Einblick in die Welt sehbehinderter Menschen.

Im markanten roten Holzbau tauchen Besucherinnen und Besucher in einen Dunkelraum ein, erleben Hörinstallationen, entdecken Tastobjekte und historische Exponate. «Es ist ein spannender Lernort, der nicht nur Wissen vermittelt, sondern sinnliche Erlebnisse und praktische Erfahrung bietet», so Castellino über «ihr» Museum.

Barrieren abbauen und Bewusstsein schaffen

Nicht nur das Museum lädt die Öffentlichkeit ein: Im Bistro sammeln Jugendliche erste Arbeitserfahrungen im Service, und in der Ludothek können adaptierte Spiele und Bücher kostenlos ausgeliehen werden. «Wir bieten auch spannende Workshops für Schulklassen, Unternehmen und Fachpersonen an», sagt Castellino.

Offen sein, Barrieren abbauen, Bewusstsein schaffen für eine inklusive Gesellschaft und die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigungen – all das hat sich die Blindenschule auf die Fahne geschrieben. Auch darum ist «Zollikofen» eine ganz besondere Schule.  

Die Website der Blindenschule bietet mit Storys und Bildern spannende Einblicke in Geschichte, Werte und Schulalltag. Online erfahren Sie zudem mehr über das Bistro, die Ludothek und das Schweizerische Blindenmuseum «anders sehen». Führungen, Workshops und Teamevents können direkt gebucht werden: blindenschule.ch

«Visana passt zu uns»


Die Blindenschule Zollikofen hat die Krankentaggeld- und die Unfallversicherung bei Visana und ist rundum zufrieden. Beides aus einer Hand zu haben, sei ein Vorteil. «Visana passt zu uns», sagt Henrik Rutschmann, Finanzchef und stellvertretender Direktor: «Umfassend begleiten und auf besondere Bedürfnisse eingehen – das haben wir gemeinsam.»

 © zvg

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